Ocik & Co. wollen die WM rocken – Leiding und Nwajide haben „105-Prozent-Ziel“

Der Deutschland-Achter mit dem für die Schweriner Rudergesellschaft von 1874/75 startenden Schlagmann Hannes Ocik aus Rostock ist bei den 47. Weltmeisterschaften ab morgen in Sarasota (Kalifornien) nach fünf Siegen in fünf Saisonrennen klarer Favorit.

Im Team des amtierenden Europameisters und Weltcup-Gesamtsiegers wird auch gar nicht in Abrede gestellt, dass schon der zweite Platz als Niederlage empfunden werden würde. „Wir sind hierher gefahren, um Weltmeister zu werden“, sagt Ocik, der schon zweimal (2013 und 2015) „Vize“ war. „Das ist unsere eigene Erwartungshaltung. Wir haben Bock, zwei Rennen noch mal richtig zu rocken.“ Sprich den Vorlauf und das A-Finale zu gewinnen. Womöglich in den Hoffnungslauf zu müssen, ist nicht vorgesehen.

„Wir hatten nach dem Weltcup-Finale in Luzern drei Trainingslager, da sind wir noch ein Stück fitter, die Bewegungsabläufe an Bord noch exakter geworden, konnten wir auch in der Feinabstimmung weitere Fortschritte erzielen“, weiß der 26-Jährige das große Selbstvertrauen zu begründen.

Malte Daberkow vom Olympischen Ruder-Club Rostock ist als WM-Ersatzmann vor Ort. In seinem ersten Männer-Jahr war die Hügelregatta Mitte Mai in Essen der bislang letzte „richtige“ Auftritt des 23-Jährigen. „Es gab Momente, wo ich durchhing, aber ich habe mir immer wieder gesagt, ich bin froh, dass Trainer Uwe Bender mir die Chance gibt, dabeizusein, und ich versuchte, mich auch ohne Wettkampfpraxis technisch und physisch zu steigern“, so Malte.

In Sarasota haben er und sein Kompagnon René Stüven (RV Emscher Wanne-
Eickel/Herten) rund um die Uhr Bereitschaft: „Unsere Aufgabe ist es, die ganze Zeit im Training an der Strecke einsatzbereit zur Verfügung zu stehen. Wir sind nur für die anderen Boote da.“

Julia Leiding (23) vom Rostocker Ruder-Club bildet schon die gesamte Saison über mit Carlotta Nwajide (22/Hannover) ein „Paar“. Die beiden Youngster, bereits 2012 in Plovdiv gemeinsam Junioren-WM-Dritte im Doppelzweier, starteten 2017 nie ohne einander, wurden Vierte der EM und (im Doppelvierer) beim Weltcup in Poznan. Hinzu kam, dort wieder zu zweit, Platz zehn beim WC in Luzern.

Das Duo Leiding/Nwajide hat sich für Sarasota viel vorgenommen. „Wir sind in der Vorbereitung rudertechnisch viel besser zusammengekommen, haben entscheidende Schritte machen können. Zudem fühle ich mich so fit wie nie. Deshalb wollen wir ins A-Finale und nicht bloß ganz gut mitfahren, sondern vor allem die Konkurrenten, die beim Weltcup in Luzern im B-Finale vor uns lagen (Italien, Griechenland, Tschechien – d. Red.), diesmal hinter uns lassen“, sagt die Niedersächsin.

Auch sie befinde sich „in einem sehr guten Zustand“, versichert Julia und ergänzt: „Das A-Finale ist unser 105-Prozent-Ziel. Sollten wir das schaffen, wäre das phänomenal. Dafür müssen wir aber über uns hinauswachsen.“

Und sehr schön formuliert die Rostockerin, worauf sich ihr Optimismus gründet, dass das erreicht werden kann: „Weil wir uns im Boot gegenseitig den Rücken frei halten und wie eine Fahrradkette ineinander übergehen.“

Autor: Peter Richter/NNN – Originalartikel