Sechs heiße Eisen im Feuer

Der Bundesstützpunkt Kessin beim Olympischen Ruder-Club Rostock hat in der Saison 2017 sechs Kandidaten zu bieten für insgesamt 14+7 Positionen in den Nationalmannschafts-Booten im Riemenbereich (Achter, Vierer ohne Steuermann, Zweier ohne) und bei den Skullern (Doppelvierer, Doppelzweier, Einer). Und da ist ein Stephan Krüger noch nicht mit einberechnet, der an der TU Hamburg sein Masters-Studium der Logistik, Infrastruktur und Mobilität vorantreibt, in dieser Saison kürzer tritt: „Ich lege den Fokus auf mein Studium, will mal ein bisschen Abstand vom Sport gewinnen und werde wohl nur auf kleineren Regatten starten.“ Bei der 99. Internationalen Hügelregatta am 13./14. Mai in Essen wolle er „nur für mich mal gucken, wie ich drauf bin“. Neben Krüger gehört nur noch Julia Leiding vom Rostocker Ruder-Club zum Kreis der Skuller. Die 22-jährige künftige Grundschul-Lehrerin ist dem U23-Alter „entwachsen“ und nimmt ihr erstes Jahr bei den A-Frauen in Angriff. Trainer René Burmeister geht davon aus, „dass sich Julia dort etabliert und in die Nationalmannschaft rudert. Für den Aufwand, den sie auch mit ihrem Studium hat, macht sie einen echt guten Job. Und von der Planung und von den Werten her passt es erstmal.“ Die frühere Schwimmerin selbst meint: „Auf welches Boot ich mich letztlich konzentriere, darauf haben wir uns noch nicht hundertprozentig
geeinigt. Ich muss mich erstmal neu orientieren, aber mein Ziel ist die Teilnahme am A-Finale, also in Krefeld (bei den Deutsche Kleinboot- Meisterschaften vom 21. bis 23. April auf dem dortigen Elfrather See – d. Red.) unter die ersten Sechs zu kommen, zumal ja relativ viele Sportlerinnen
nach dem olympischen Jahr pausieren.“ Auch die fünf weiteren erwachsenen Spitzenruderer
Mecklenburg-Vorpommerns – sämtlich Riemen-Spezialisten – haben ihren Wohnsitz in Rostock, gleichwohl die Achter-Kandidaten Hannes Ocik – der Vize-Olympiasieger 2016 startet für die Schweriner Rudergesellschaft 1874/75 – und Malte Daberkow vom Olympischen Ruder-Club derzeit in Dortmund leben und trainieren. Frauke Hacker (21) ist ebenfalls ORC-Mitglied, ihre 19-jährigen
Mitstreiterinnen Leah Labudde und Carolin Dold, die am Christophorus- Gymnasium die 13. Klasse besuchen und kurz vor dem Abitur stehen, gehören dem Greifswalder Ruderclub Hilda 1892 an.

Julia Leidingmit Trainer René Burmeister. Die 22-Jährige, die drei bis vier Stunden täglich trainiert und dabei in derWoche 150 bis 200
Kilometer „abreißt“, ist froh, Mitglied des Ospa-Sport-Teams zu sein, und dankbar für die Unterstützung.Was wunder bei den Kosten: Ihr
– personengebundener – Einer hat denWert eines Kleinwagens, und allein das Paar Karbon-Skulls kostet 700 Euro. (Foto: Peter Richter/NNN)

PERSONALIEN
Julia Leiding gewann zwei Medaillen bei Junioren-Weltmeisterschaften im Doppelzweier: 2011 in Eton mit Constanze Sydow (Hanau) Silber sowie 2012 in Plovdiv mit Carlotta Nwajide (Hannover) Bronze. Platz vier im Einer bei den U23-WM2015 in Plovdiv bezeichnet sie ebenfalls als „ein Highlight“. Bereits als Dreijährige lernte Julia schwimmen: „Ich war ein hippeliges Kind, brauchte auch wenig Schlaf.“ Ihre erste Sport-Laufbahn übte sie – bis sie 13, 14 war – u. a. unter Coach André Wilde beim PSV und SV Olympia aus. Als die Perspektive fehlte, trat sie in die Fußstapfen ihrer Eltern Catrin und Frank und fand ebenfalls zum Rudern: „Ich probierte es aus, fühlte mich wohl und merkte, dass hier was für mich möglich ist.“ Die 22-Jährige entspannt sich, wenn die Zeit es erlaubt, beim Segeln und liest gern, vor allem Krimis und Thriller. Und Julia hat sogar ihre eigene Homepage: www.julialeiding.de

René Burmeister hatte als Aktiver mit Platz drei bei der WM2005 im japanischen Gifu im Doppelzweier gemeinsam mit dem Hallenser Christian Schreiber seinen größten Erfolg. Ebenfalls im Doppelzweier war er Weltmeister bei den Junioren (2002) und derU23 (2004). Seit 2010 ist René Burmeister Trainer. Bei seiner internationalen Premiere (Junioren-WM2012) hatte er Anteil daran, dass der Doppelzweier Leiding/Sydow Vize-Weltmeister wurde. Seit Januar 2017 trägt der 32-Jährige im Bundesstützpunkt Kessin die Verantwortung für den Erwachsenenbereich.

Text: Peter Richter/NNN Originalartikel hier