Ergometer-Test und Langstrecke in Leipzig: Schon wer am Wochenende nicht auf den Punkt liefert, kriegt keine zweite Chance
Die Saison 2018 beginnt für die A-Nationalmannschafts-Kandidaten unter den Ruderern von Mecklenburg-Vorpommern mit großer Ungewissheit. „Das wird eine heiße Geschichte dieses Jahr, holla die Waldfee! Das betrifft selbst die Weltmeister aus dem Deutschland-Achter. Wer da glaubt, sich ausruhen zu können, ist auf dem Holzweg“, weist Olympiastützpunkt-MV-Trainer René Burmeister (Rostock) auf den bevorstehenden gnadenlosen Konkurrenzkampf hin. Wieder geht es um sieben „Posten“ in den Skull-Booten (Doppelvierer und -zweier sowie Einer) sowie 14 im Riemen-Bereich (Achter, Vierer ohne Steuermann, Zweier ohne), was nur scheinbar doppelte Chancen verspricht: In Wahrheit stehen auch hier nur sieben Plätze zur Verfügung, weil die Ruderer jeweils auf ihre Seite spezialisiert sind und nicht ohne Weiteres von Back- auf Steuerbord oder umgekehrt wechseln können.
Die MV-Bewerber werden angeführt von Weltmeister Hannes Ocik, dem für die Schweriner Rudergesellschaft von 1874/75 startenden Rostocker. Ebenfalls am Bundesstützpunkt Dortmund trainiert Malte Daberkow. Auf den Riemen spezialisiert sind außerdem Frauke Hacker (beide vom hiesigen Olympischen RC) und Carolin Dold (Greifswalder RC Hilda 1892), die seit Jahren in Rostock zu Hause ist. Bei den Skullern sorgte im Dezember vergangenen Jahres Leichtgewicht Marie-Louise Dräger (früher ORC, jetzt für Schwerin am Start) mit ihrem exklusiv in den NNN angekündigten Comeback für Schlagzeilen. Die noch 36-Jährige nahm schon viermal an Olympia teil (2004 in Athen noch als Ersatzfrau). Jetzt peilt die vierfache Weltmeisterin ihre fünften Spiele an – Tokio 2020 lockt. Julia Leiding (Rostocker Ruder-Club von 1885), im Vorjahr in Sarasota (Florida) WM-Zehnte im Doppelzweier, kandidiert ebenso wieder für das Nationalteam wie nach einem Jahr relativer Pause der in Hamburg lebende und studierende Stephan Krüger (ORC, fährt aber nunmehr für die Frankfurter RG Germania 1869). Sie alle müssen erst einmal am Sonnabend in Leipzig die vom Deutschen Ruderverband vorgegebene Ergometer-Norm knacken (Männer glatt sechs Minuten, Frauen 6:58) und tags darauf auf dem Saale-Elster-Kanal ihr Stehvermögen über 6000 Meter unter Beweis stellen, dort so weit wie möglich vorn landen.
„Wir haben sieben Kandidaten, aber bei keinem von ihnen kann man jetzt sagen, er ist mit Sicherheit dabei. Theoretisch kann es sogar passieren, dass es gar keiner schafft“, so René Burmeister. „Es wäre wünschenswert, wenn am Ende vier Leute von uns zur WM fahren. Das wäre der Idealfall. Aber das wird eine harte Nummer. Die Karten werden neu gemischt. Wir haben noch kein vorolympisches Jahr, dennoch werden schon mehr die Ellenbogen rausgestreckt. Es kratzen genug Leute an der Tür und sagen, ich bin auch da. Wer dieses Jahr nicht auf den Punkt abgeliefert bekommt, also jetzt in Leipzig sowie vom 20. bis 22. April bei den Deutschen Kleinboot-Meisterschaften in Essen, kriegt keine zweite Chance.“
Text: Peter Richter/NNN