Zwei aus M-V haben in den letzten Monaten hart trainiert und gekämpft. Um was?! Um zwei Olympia-Tickets 2024 für den Deutschland-Achter – einerseits der gebürtige Malchin Max John (ORC Rostock), Jahrgang 1997, und der gebürtige Rostocker Hannes Ocik (Schweriner Rudergesellschaft), Jahrgang 1991. Im ungesteuerten Zweier wollten sich beide noch für Olympia und den Deutschland-Achter empfehlen – und schafften es tatsächlich.
Für Max John wird es die Olympia-Premiere in Paris, Hannes ist schon „ein alter Ruder-Hase“, war zweimal Zweiter bei Olympia mit dem Achter, dazu dreifacher Weltmeister und siebenfacher Europameister.
Die nächsten fünf Monate werden dabei „mega-hart“, denn es stehen vor Olympia 2024 die Weltcups in Varese (12.-14. April), in Luzern (24.-26. Mai) und in Poznan (14.-16. Juni) auf dem Programm. Dazwischen gibt es noch die EM vom 25. bis 28. April in Szeged. Insbesondere der Monat April wird der „Monat der rudersportlichen Wahrheit“ und nach Luzern dürfte klar sein, wie das internationale Kräfteverhältnis im Herren-Achter aussehen wird. Im vorolympischen Jahr 2023, bei den WM in Belgrad, hatte der Deutschland-Achter zwar deutlich das Nachsehen gegenüber den Briten, Niederländern, Australiern und Rumänen, aber mit dem alten, neuen Schlagmann Hannes Ocik sollte sich das mit Blick auf Paris jedoch ändern…
M-V und der olympische Achter
Aus M-V-Blickwinkel konnten zwischen 1960 und 2012 zwölf Ruderer olympisches Edelmetall im Herren-Achter erringen, so Werner Klatt, Hans-Joachim Lück, Ulrich Karnatz (zweimal), Karl-Heinz Prudöhl, Karl-Heinz Danielowski, Ulrich Kons, Karl-Heinz Groddeck (zweimal), Klaus Aeffke, Hans-Jürgen Wallbrecht, Peter Thiede, Manfred Schneider und Hans Sennewald.
Goldene Achter Momente erlebte 1960 in Rom Karl-Heinrich von Groddeck, in Tutow (Vorpommern) geboren und für den Ratzeburger RC startend, bei den Spielen 1960 in Rom – das erste Achter-Gold für Deutschland, seinerzeit vor Kanada und der Tschechoslowakei.
In Tokyo 1964 folgte Silber, erneut für Karl-Heinrich von Groddeck, der bereits Olympia-Silber 1956 mit dem Zweier mit errungen hatte, unter anderem zusammen mit Klaus Aeffke, in Neustrelitz geboren, für den Ratzeburger RC startend, und mit Hans-Jürgen Wallbrecht, in Neubrandenburg geboren und ebenfalls für den Ratzeburger RC startend – hinter den USA.
Goldene Momente 1976 und 1980
In Montreal 1976 jubelten gleich fünf Ruderer vom ASK Vorwärts Rostock im Achter über Gold: Werner Klatt, Hans-Joachim Lück, Ulrich Karnatz, Karl-Heinz Prudöhl und Karl-Heinz Danielowski. Der DDR-Achter verwies damals Großbritannien auf Platz zwei.
Vier Jahre später, in Moskau 1980, waren wieder zwei Ruderer des ASK Vorwärts Rostock am Achter-Gold der DDR beteiligt: erneut Ulrich Karnatz und zudem Ulrich Kons. Wieder wurde Großbritannien auf Rang zwei distanziert. Bei den Wettkämpfen der Freundschaft im Rudern 1984 in Moskau, der Ruder-Gegenveranstaltung der vom Ostblock boykottierten Spiele 1984 in Los Angeles, gab es Silber für den DDR-Achter unter anderem mit dem Rostocker Hans Sennewald.
Weitere olympische Medaillen im Achter-Rudern bei den Herren „für M-V“ gewannen 1972 der gebürtige Schweriner Manfred Schneider (SC Dynamo Berlin, Bronze mit dem DDR-Achter), 1992 Hans Sennewald (Olympischer Ruder-Club von 1956 Rostock, Bronze mit dem vereinten deutschen Achter) und 1996 der gebürtige Ueckermünder Peter Thiede (unter anderem ASK Vorwärts Rostock, Olympischer Ruder-Club von 1956 Rostock, RC Hansa Dortmund, Silber mit dem vereinten deutschen Achter).
Die Entscheidung von Rio 2016
„Zwei Neue“ aus M-V, also die „Nummern 13 und 14“, konnten in Rio olympisches Edelmetall im Herren-Achter erkämpfen – und zwar der gebürtige Rostocker Hannes Ocik (Schweriner Rudergesellschaft) und der gebürtige Bad Doberaner Felix Drahotta (früher Rostocker Ruder-Club von 1885, jetzt Bayer Leverkusen).
Es gab leider nicht das ersehnte siebente deutsche Herren-Achter-Gold, aber letztendlich war der britische Achter doch um einiges stärker. Dennoch: Auch Silber ist ein erstklassiges Ergebnis und das deutsche Herren-Achter-Team um Hannes und Felix sollte nicht zu enttäuscht sein. Eine olympische Silbermedaille zu erkämpfen, das ist schon erstklassig!
Wiederholung in Tokyo 2021
Und auch in Tokyo 2021 klappte es leider wieder nicht mit dem ersehnten Achter-Gold für Hannes Ocik. Nur Neuseeland war besser als das deutsche Team. Gold hieß zwar das große Ziel, aber dennoch – Silber bei Olympia: Das hat was. Der 30.Juli 2021 in Tokyo markiert damit ein weiteres erfolgreiches Kapitel für den Rudersport (Achter) in M-V, denn bislang schafften 14 Achter-Ruderer aus M-V Edelmetall bei Olympia.
Und jetzt gilt es in Paris – für Hannes und Max – eine Medaille ist im Bereich des Möglichen.
Auch die MV-Frauen im Achter bestens dabei
Bei den WM seit 1974 sind deutsche Achter der Frauen bislang fünfmal erfolgreich gewesen (DDR mit 3 x Gold, das vereinte Deutschland mit 2 x Gold). Bei den olympischen Ruder-Regatten seit 1976 ist Deutschland – dank der DDR – mit 3 x Gold zusammen mit den Rumäninnen, die ebenfalls auf 3 x Gold kommen, auch im Frauen-Achter „Spitze“, wobei im goldenen Frauen-Achter 1976 mit Monika Kallies auch eine gebürtige Stralsunderin aktiv und im goldenen Olympia-Achter 1988 die gebürtige Wismarerin Kathrin Haacker dabei war. Kathrin holte sich unter anderem mit der gebürtigen Kühlungsbornerin Dana Pyritz noch Olympia-Bronze 1992 mit dem vereinten deutschen Achter-Boot.
Überhaupt schrieb Kühlungsborn Ruder-Geschichte, die beiden Zwillingsschwestern Dana und Anja Pyritz, 1970 in Kühlungsborn geboren, belebten die deutsche Ruder-Szenerie sehr erfolgreich. Dana gewann beispielsweise, wie bereits genannt, Olympia-Bronze 1992 und mit der Schwerinerin Doreen Schnell im Jahr 1994 ebenfalls WM-Gold. Anja schaffte hingegen mit der Rostockerin Nicole Zimmermann „Gleiches“ und erkämpfte den WM-Titel 2003.
Die beiden Zwillingsschwestern ruderten auch gemeinsam in den bronzenen Achtern von 2001 bzw. 2002.
Die Rostockerin Nicole Zimmermann überzeugte ebenfalls im Frauen-Achter: Diese feierte bis 2006 zahlreiche Erfolge im Frauen-Achter. So wurde sie 1997/98 Junioren-Weltmeisterin, 2002 WM-Dritte, 2003 Weltmeisterin und 2006 WM-Zweite. Bei Olympia 2004 gab es Platz 5.
Zuletzt waren 2012 MV-Mädel an Bord eines Frauen-Deutschland-Achters – mit Julia Lepke (Rostocker RC von 1885) und Ulrike Sennewald bzw. Nadja Drygalla (beide (ORC Rostock).
Text: M. Michels/https://www.lsb-mv.de/medien/news/den-deutschlandachter-im-blick-zwei-mecklenburger-in-paris-dabei/