25 Jahre Nationalpark „Vorpommersche Boddenlandschaft“ und 32. Hiddenseefahrt von Wolfgang Krutzke nach 1990

Der Gellen-Bakenfeuer auf dem Gellen (Foto: C. Zornow)

Der Gellen-Bakenfeuer auf dem Gellen (Foto: C. Zornow)

Zahlen und Fakten :
Mit 805 Quadratkilometer ist der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft der größte in Mecklenburg/Vorpommern. Er zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Lebensraumvielfalt aus: Ostsee, Bodden, Windwatten, Salzgrasland, Dünen und Strandwälle, Magerrasen, Zwergstrauchheide, Wälder u.a. Die hohe Dynamik der Naturkräfte formt ständig neue Strukturen.
Seit 1978 sind die Boddengewässer Ostufer Zingst, Westküste Rügen-Hiddensee ein Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung. 1992 wurde der Nationalpark europäisches Vogelschutzgebiet. Von den 700 Arten höherer Pflanzen stehen mehrere auf der Roten Liste MV( z.B. Meerkohl , Salzmelde, Zwerg-Lein oder Kleines Zweiblatt. Von der Fauna findet man den Schweinswal, Fischotter, Krickente, Gänsesänger auf den Roten Listen der gefährdeten Arten wieder).

Zeittabelle:
In Ribnitz-Damgarten wurde 1989 die Schaffung eines Nationalparks Darß-Zingst-Hiddensee am Runden Tisch beschlossen. Im September 1990 verabschiedete die letzte DDR-Regierung das Nationalparkgesetz und im November 1990 wurde der Nationalpark eröffnet. Er umfasste die ohnehin geschützten Gebiete des Darßer Urwaldes, der Sundischen Wiese, des Bocks, des Gellens, des Bessins und des Bugs. Dazu sollten weitere Flächen kommen, die bis dahin Schießplatz waren oder andere militärische Nutzung hatten, landwirtschaftlich intensiv genutzte Flächen, wie der Kirr oder Teile der Sundischen Wiese bzw. als Wasserflächen nicht im Focus des DDR-Naturschutzes standen. 1997 trat eine Befahrensordnung für das Gebiet des Nationalparkes in Kraft, in der die größten Einschränkungen für muskelgetriebene Ruderboote enthalten sind, die es in Deutschland gibt. Gemessen an der Gesamtwasserfläche sind die Einschränkungen wiederum gering. Es handelt sich hier um Wasserflächen der Kernzonen des Nationalparkes, wie den Neuendorfer Bülten, eine Fläche im Bodstedter Bodden nahe der Prerowstrommündung , eine Fläche südlich des Kirrs , der Kleinen und Großen Wiek an der Sundischen Wiese, Flächen um den Bock , den Vierendehl- und Gellengrund , der Udarsser Wiek, den Bessingrund und Flächen um die Halbinsel Bug.

Was der Ruderer über das Revier wissen sollte :
Grundsätzlich muss begrüßt werden, dass Rudern dort verboten wird, wo die Möwen zu Fuß gehen können. Die Befahrensordnung ist inzwischen über die DSB-Wassersportkommission so modifiziert worden, dass wir Ruderer und Kanuten zu den immer größere Wellen werfenden Vertretern der Passagierschifffahrt größeren Abstand (100m an den Grenzen der Kernzonen) halten können.
Natürlich müssen Ruderer in Gefahrsituationen durch hohe Wellen die Sperrgebiete durchfahren. Der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft umfasst eines der schönsten Ruderreviere Deutschlands und hat mit dem Ribnitzer SV, dem Stralsunder Ruder-Club und dem VfL Bergen drei Rudervereine unweit seiner Grenzen liegen. Im gesamten Revier sind Campingplätze, wie in Born, Suhrendorf, Schaprode oder Seedorf, nutzbar. Im Nationalpark ist zelten prinzipiell nicht erlaubt, ebenso auf der gesamten Insel Hiddensee. Feste Quartiere sind entsprechend dem touristischen Angebot vorhanden. Herbergen gibt es u.a. in Damgarten, Born, Zingst, Barhöft und Stralsund. Schwierig wird es mit Hiddensee, da kein Ruderer garantieren kann, dass er die Insel auch zum gebuchten Termin erreicht. Es gibt im Laufe des Jahres auch Wetterlagen, bei denen man Etappen auf der offenen Ostsee rudern kann. Schließlich sind Fahrten „Rund Hiddensee“ oder „Rund Rügen“ durchgeführt worden. Solche Fahrten sind aber mit besonderer Wetterbeobachtung durchzuführen, weil aufkommende Winde auf der freien Ostsee sehr schnell zum Stranden führen. Weiter als 200m sollte sich ein Ruderboot ohnehin nicht von der Küstenlinie entfernen.

Kulturelle Erlebnisse :
Unabhängig von den Gefahren für Ruderboote sind die Schönheiten des Nationalparkes Vorpommersche Boddenlandschaftes von besonderem Erlebniswert. Die gilt inbesonders für die Insel Hiddensee, die neben ihren vielfältigen Landschaftsformen, weiße Strände und lauschige Nächte, auch kulturelle Stätten zu bieten hat. In Kloster befinden sich neben der Inselkirche, dem Hauptmann-Haus auch die Grabstätten von Gerhart Hauptmann und Walter Felsenstein (Chefregisseur und Intendant an der Komischen Oper in Berlin 1947 – 1975). In Vitte findet man das Karussel (ehem. Wohnhaus von Asta Nielsen), die Blaue Scheune mit einer Galerie von Arbeiten von Günter Fink und das Nationalparkhaus. Anfahrenswert sind auch Schaprode mit der Fischerkirche, wie auch das etwas versteckte Waase, der Hauptort der Insel Ummanz.
Auf der westlichen Seite des Nationalpark können die Orte Barth, Zingst und Prerow mit seiner Schifferkirche sowie Born, Ahrenshoop und die alte Kapitänsstadt Wustrow angelaufen werden. An der Basis des Ribnitzer Boddens liegt dann die mecklenburgische Stadt Ribnitz, die aber mit ihrer pommerschen Nachbargemeinde Damgarten eine Verwaltungseinheit bildet. Bei letzterer mündet die Recknitz, die der Wasserwander ab Bad Sülze berudern kann.

Am 3. Augustwochenende nahmen Gerhard Tonn und Gerhard Sapper zusammen mit 8 weiteren Teilnehmern aus 5 Vereinen an der 32. Hiddenseewochenendfahrt seit 1990 teil
Auch diese Fahrt hatte ihre Besonderheiten, denn am Freitag war der Ostwind so stark, dass ein Rudern ins Quartier nach Barhöft nicht möglich war. So wurde das Quartier per Pkw erreicht.
Am Sonnabend wurde dann in vier Booten losgefahren. Zum Mittagimbiss dann wieder in Barhöft gelandet. Nach der Pause fuhren die Boote weiter in Richtung Norden und ereichten an der Südspitze der Insel Hiddensee die offene Ostsee. Der stabile Ostwind machte das Rudern entlang der Insel möglich. Vorbei am Gellenleuchtturm und vielen ankernden Seglern wurde dann im Süden der Ortschaft Neuendorf angelegt. Baden und ein Gang in den Ort nebst Kaffeetrinken füllten die Pause aus. Danach wieder ab in die Boote und pünktlich zum Abendessen bei Frau Rüting im Hinterzimmer in Barhöft.
Am Sonntag wehte der Ostwind schon frühzeitig. So wurde festgelegt die Prohner Wiek über die Schwedenrinne auszurudern und so kamen alle Boote problemlos zur Mittagspause an einen kleinen Sandstrand bei Parow.
Wenn man schon auf großer Fahrt ist, rudert man auch durch die schweren Wellen des Strelasunds und bei der traditionellen Kaffeerunde im Stralsunder Ruder-Club waren alle Anstregungen schon vergessen.